Das Oktoberfest 2022 & Corona – Versuch einer Prognose

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Corona Virus

Das Oktoberfest / die Wiesn 2022 & Corona – Versuch einer Prognose

Die Sichtweise auf das Oktoberfest / die Wiesn und die Auswirkungen auf Corona und Maßnahmen verschiebt sich je nach Perspektive ganz gewaltig. Als Arbeitnehmer sieht man das größte Volksfest der Welt vermutlich etwas anders, als als Arbeitgeber.

Sichtweise als Arbeitgeber im Bereich körpernahe Dienstleistungen

Meine Sichtweise ist die eines Arbeitgebers im Bereich körpernahe Dienstleistungen. Genauer gesagt: Wir betreiben ein Tattoo und Piercing Studio in München. Dank Corona waren wir insgesamt acht Monate geschlossen. Da sieht man manches vielleicht anders als jemand, der sich mit einem gelben Zettel für eine Woche ins Bett legt und dessen Leben ansonsten im Homeoffice ganz normal weiter geht.

Corona hat seinen Schrecken verloren – richtig. Oder nicht?

Die meisten Corona-Verläufe verlaufen inzwischen milde. Ich hatte es im Sommer zum zweiten Mal, es war wie eine normale Grippe. Das aktuell rund jeden Tag 100 Leute an Corona sterben, nimmt man inzwischen nicht mal mehr zur Kenntnis.

Wir wissen: die Corona Zahlen werden nach der Wiesn explodieren

Dass die Corona Zahlen nach der Wiesn explodieren werden, darüber gibt es keinen Zweifel. Überall wo Volksfeste stattfanden, vervielfachen sich die Zahlen deutlich.

Was wir ebenfalls wissen: Die Corona-Zahlen steigen im Herbst immer

Von den letzten Jahren wissen wir, dass die Corona-Zahlen im Sommer sehr stark absinken und im Herbst sehr stark ansteigen. Hatten die letzten Volksfeste noch das Glück, dass sie in den letzten Sommerwochen stattfanden in denen die Zahlen im Regelfalle stagnieren oder absteigen, erwischt die Münchner Wiesn bereits der Herbst. Bis Mitte nächster Woche gibt es auf jeden Fall Schmuddelwetter.

München ist nicht Erding, Rosenheim oder Straubing

Die Wiesn ist mit den anderen Volksfesten aber nur bedingt vergleichbar. Alleine 14 große Festzelte gibt es auf dem Oktoberfest. Diese sind im Regelfalle rappelvoll bis überfüllt und somit herrschen dort ganz andere Corona-Bedingungen als auf dem Land.

Ebenfalls anders als auf dem Land reisen zur Wiesn sehr viele in überfüllten U- und S-Bahnen an und ab, was ein zusätzlicher Faktor für Corona ist.

Prognose: Zum Ende vom Oktoberfest bzw. eine Woche danach deutlich über 1000

In München ist die Corona-Inzidenz aktuell bei 200. Ich gehe – mit Blick auf die bekannten Zahlen aus den anderen Kreisen mit Volksfesten und die Münchner Gegebenheiten – davon aus, dass wir zum Wiesn-Ende oder kurz danach locker die 1000 reißen werden.

Dann bleib halt daheim, wenn Du Angst hast oder zur Risikogruppe gehörst

Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen ob er zur Wiesn geht oder nicht. Niemand wird gezwungen. Die Wiesn wird aber ein Corona-Booster sondersgleichen werden. Die Zahlen werden sich im Vergleich zu heute vervielfachen. Ich tippe auf mindestens verfünffachen. Eher noch mehr.

Die Welle wird dadurch immer höher werden, gerade rechtzeitig als Booster zum Herbst-Beginn und für den Winter. Was Exponentielles Wachstum bedeutet, haben wir ja in den letzten Jahren alle gelernt.

Dementsprechend spielt es überhaupt keine oder nur eine untergeordnete Rolle, ob man als gefährdeter Mensch auf die Wiesn geht oder nicht. Das Risiko sich zu infizieren wird sich für alle im Alltag massiv vervielfachen.

Auswirkungen auf die Wirtschaft

Natürlich wäre es für die Schausteller ein herber Verlust, wenn die Wiesn nicht stattfinden würde. Entschädigungen müssten gezahlt werden. Ich denke dass diese Summe jedoch deutlich kleiner wäre als der Schaden, den die Wiesn dieses Jahr verursachen wird. Hier rede ich vom wirtschaftlichen Schaden. Von zusätzlichen Toten, Schwerkranken, Long-Covid-Patienten wollen wir an dieser Stelle noch gar nicht reden.

Es werden Mitarbeiter ausfallen. Kunden. Handwerker. Ärzte. Pfleger. Bedienungen.

Auswirkungen auf die Politik

Wenn die Corona-Welle anrollt und nicht sinkt, wird die Politik vermutlich gegensteuern müssen. Die Maskenpflicht wird wieder kommen. An die Schließungen von Clubs, Diskotheken, Gastro oder körpernahen Dienstleistungen möchte ich hier noch gar nicht denken. Eigentlich ist es auch schwer vorstellbar, weil die betroffenen vermutlich den Landtag belagern würden. Eigentlich.

Weil es ja vorhersehbar ist, was kommen wird.

Dann kommt wieder das Märchen von den Corona-Hilfen

Dann kommt wieder das Märchen von den Corona-Hilfen. Dass den betroffenen geholfen wird. In meinem Fall schaut das wie folgt aus: Ich bin Geschäftsführer unserer GmbH. Damit war meine Hilfe / mein Gehalt in den acht Monaten der Schließung Null. Nichts. Nada.

Miete, Krankenkasse, Essen etc. habe ich alles selber aus meinem Ersparten bestritten. Acht Monate lang. Was faktisch bedeutet, dass ich mindestens ein Jahr länger für die Rente arbeiten darf.

In unserem Geschäft wurden uns Fixkosten für Miete und Gehälter größtenteils – nicht alles – erstattet. Allerdings haben wir aktuell das Problem wie viele andere auch: Nach den Schließungen lief das Geschäft gut. Sehr gut. Wie z.B. Friseure auch haben wir massiv Überstunden gemacht, um der Nachfrage her zu werden.

Aktuell ist in der Prüfung, ob wir während der Schließung überhaupt Hilfeberechtigt waren, weil es danach ja so gut lief. Bedeutet im Klartext:

Wenn es blöd läuft, wird der Gewinn vom zweiten Halbjahr dafür verwendet, die Fixkosten vom ersten Halbjahr als wir geschlossen wurden selber bezahlen zu dürfen.

Mit diesen Aussichten schauen wir aktuell sorgenvoll auf die Wiesn und Richtung Herbst. Wenn es blöd läuft, sind wir wieder (mit) die ersten die geschlossen werden.

Vom Team „Vorsicht und Umsicht“. Das schon angekündigt hat, das größte Volksfest der Welt ohne Maske zu besuchen.
Darauf ein dreifaches „Ein Prosit“.

Wir müssen lernen, mit Corona zu leben

Wir werden lernen müssen, mit Corona zu leben. Ja, das ist richtig. Ich hätte es dennoch vernünftiger gefunden, diesen Herbst / Winter die Auswirkungen von Corona und den Volksfesten erst einmal in den kleinen Regionen zu beobachten. Bevor ich in einer Millionenstadt mit dem größten Volksfest der Welt ein Experiment wage, was ein enormes Risiko birgt.

Gut möglich, dass gar nichts passiert

Natürlich ist es auch sehr gut möglich, dass gar nichts passiert. Dass die Welle ausbleibt, dass die Zahlen stagnieren. Die bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch, dass das sehr, sehr unwahrscheinlich ist. Dass gerade wir in Bayern – hier hatten wir in Deutschland die härtesten Corona-Maßnahmen – diesen gigantischen Feldversuch durchführen, wundert mich dann doch sehr.

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