Gran Canaria – der Unterschlupf während Corona
Gran Canaria war eigentlich nie mein Traum-Urlaubsziel. Zu viele Deutsche vor Ort, zu viel schlechtes gehört, zu viele Menschen kennengelernt die ich ganz furchtbar fand und die mir von „Gran Can“ vorgeschwärmt hatten. Last but not least: Unter´m Strich einfach zu teuer. Dadurch, dass man von München aus gerade einmal etwas mehr als vier Stunden fliegt und es nur eine Stunde Zeitverschiebung gibt, fliegen dort sehr, sehr viele Deutsche hin. Das treibt natürlich die Preise nach oben.
„Für das Geld was ich für zwei Wochen Urlaub dort brauche, mache ich zwei Monate Urlaub in Thailand. Warum sollte ich also dorthin fliegen?“. Das habe ich viele Jahre gesagt, wenn ich mir die Preise so angeschaut habe.
Dann kam Corona und der Lockdown für Tattoostudios in Bayern zum 01. November 2020. Keine Aussicht auf Besserung Anfang 2021. Thailand? Unerreichbar. Überhaupt, war es ja schon beinahe ein Sakrileg, zu diesem Zeitpunkt überhaupt in ein Flugzeug zu steigen. Die Menschen in Deutschland stritten sich gerade um die ersten Impfungen gegen Corona. Fliegen? Urlaub? Undenkbar.
Mir ging es zu diesem Zeitpunkt nicht um Urlaub, an diesen war sowieso nicht zu denken. Wie soll man auch unbeschwert in Urlaub fliegen, wenn man nicht weiss wann man sein Geschäft wieder aufsperren darf. Oder ob man es überhaupt jemals wieder aufsperrt oder es einen davor zerreißt, und alles wofür man sich 14 Jahre den Arsch aufgerissen hat den Bach runtergeht.
Ich wollte lediglich raus. Weg von diesem grausamen Wetter, weg von diesen sinnbefreiten Vorschriften, weg von unserem zwangsgeschlossenem Tattoostudio dessen Anblick mich Tag für Tag mehr in die Depression stürzte. Weg von den eigenen vier Wänden, die ohne jegliche Freizeitmöglichkeit immer unerträglicher worden. Wer möchte schon über Monate 24/7 daheim die Wand anstarren, geplagt von massiven Zukunftsängsten?
Ein Oneway-Flug nach Gran Canaria kostete zu diesem Zeitpunkt je nach Tag zwischen 50 und 80 Euro. Die Hotel-Preise waren am Boden, die Insel war zu diesem Zeitpunkt touristisch gerade einmal zu 5% ausgelastet. Corona? Im Süden der Insel (Playa de Ingles / Maspalomas) quasi nicht vorhanden. Lediglich in der kälteren Hauptstadt Las Palmas im Norden – ja, in Gran Canaria gibt es tatsächlich deutliche Klimaunterschiede – waren nennenswerte Zahlen. Aber auch diese deutlich geringer als in München.
Ob es mir da gefällt wollte ich austesten und – für den Fall dass es mir gefällt – meiner Frau sagen, dass sie nachkommen kann. Relativ spontan buchte ich einen günstigen Oneway – Direktflug und machte mich auf den Weg nach Gran Canaria.
Fortsetzung folgt