Der TSV 1860 München im Sechzgerstadion – Umbau und Kosten

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TSV 1860 München Stadion Sechzgerstadion
Die Westkurve des TSV 1860 München

Der TSV 1860 München im Sechzgerstadion. Was kostet eigentlich der Umbau? Und was haben die Löwen davon?

Neverending Story. Wieder einmal geistern Umbau- und Ausbaupläne für das Sechzgerstadion durch die Medienlandschaft. Und leider wieder einmal finden sich in den sozialen Netzwerken und Blogs Artikel und unzählige Kommentare, die mich am gesunden Menschenverstand zweifeln lassen.

80 Millionen für nur 3000 Zuschauer mehr.  Die größte Lüge von allen

Leider ist mmer wieder davon zu lesen, dass beim Umbau des Sechzgerstadions 80 Millionen verschwendet werden würden. Gerade einmal 3000 Zuschauer würden danach mehr ins Stadion passen. Das ist halt falsch. Für diese 80 Millionen gibt es an einem nahezu perfekt erschlossenem Standort im Prinzip ein komplett neues Stadion. Das ist dann vollüberdacht, mit zeitgemäßen Logen und Business-Seats.

Damit die VIPs und Sponsoren des TSV 1860 zukünftig nicht mehr in einer Holzalm am Trainingsgelände bewirtet und anschließend via überfülltem Shuttle zum Stadion kutschiert werden müssen. Und zurück.

„80 Millionen sind viel Geld in diesen Zeiten. Das könnte man anderswo sinnvoller verwenden“

Unbestritten sind 80 Millionen Euro viel Geld für den Umbau eines Fußballstadions. Wobei ich ohnehin nicht glaube, dass dieser Betrag ausreichen wird. Zu viele Kosten sind in den letzten Jahren gestiegen und werden noch weiter steigen. Dennoch wollen wir das ganze einmal mit ein paar anderen Maßnahmen vergleichen. Auch diese werden vermutlich noch teurer werden als jetzt veranschlagt, auch klar:

Der Umbau des Gasteig in München : Rund 500 Millionen.

Für den Umbau des Gasteig sind aktuell rund 500 Millionen Euro veranschlagt. Zum Vergleich: Für dieses Geld könnte man also rund 5 x das Sechzgerstadion bauen.

Die Sanierung des Zeltdachs vom Olympiastadion München: 85 Millionen.

Für die Sanierung des Zeltdaches des Olympiastadions sind aktuell 85 Millionen veranschlagt. Allerdings nur für das Dach. Das ist zwar weltberühmt und wunderschön, aber vom Stadion überdacht es leider nur ein gutes Drittel. Was im übrigen auch dazu führt, dass in diesem Stadion nie mehr höherklassiger Fußball gespielt werden kann. Aus meiner persönlichen Sichtweise: Zum Glück.

Ich kann nicht verstehen, dass Nostalgiker dem Olympiastadion hinterhertrauern: Wenn es darin so toll war – warum haben wir dann die Allianzarena (mit-)gebaut?

Die Sanierung des restlichens Olympiastadions: Noch einmal 130 Millionen Euro

Wären die veranschlagten 85 Millionen noch nicht genug, so kommen dazu noch einmal 130 Millionen für die Sanierung des restlichen Stadions obendrauf. Insgesamt kostet die Sanierung des Stadions somit mindestens 215 Millionen Euro.

Wofür? Aktuell findet man für das Jahr 2023 sieben verschiedene gebuchte Künstler die das Stadion an 12 Tagen bespielen. Nicht wirklich viel.

Zuschuss Bayerische Staatsoper für das Jahr 2022: 88 Millionen Euro

Die Bayerische Staatsoper ist weltbekannt und beherbergt dort große Künstler. Das ist auch gut so, aber das lässt sich der Freistaat etwas kosten: In 2022 standen Einnahmen von 29,6 Millionen Gesamtausgaben von 117,5 Millionen gegenüber. Der notwendige Betriebskostenzuschuss für ein Jahr: 87,9 Millionen Euro.

Noch einmal: Zuschuss für ein Jahr: Rund 88 Millionen Euro

Die Erschließung der Allianzarena München

Noch einmal zur Erinnerung: Die Erschließungskosten für die Allianzarena waren rund 200 Millionen Euro, vor rund 20 Jahren. Die Arena lag bereits an einem U-Bahnhof. Jener musste lediglich umgebaut werden. Das ganze noch dazu an einem günstig gelegenen Autobahnkreuz. Dennoch waren hierfür die Erschließungskosten rund 200 Millionen Euro fällig.

Das nur als Hinweisfür die, die noch von einem Stadion an der grünen Wiese träumen.

Stadion auf der grünen Wiese? Die Lösung für den TSV 1860 München?

Natürlich gibt es günstige Stadien auf der grünen Wiese. Ingolstadt und Freiburg werden oft genannt. Allerdings: Dass ein Stadion in München aber andere Kosten verursacht, ist auch klar. Die Löwen haben ihr Zuhause nun mal in einer der teuersten Städte der Welt.

Die Zeiten, in denen man Stadien vor der Stadt plant zu denen dann tausende mit ihrem eigenen PKW fahren, sind ohnehin schon lange vorbei. Ein perfekt an den ÖPNV angeschlossenes Stadion dürfte das Stadion der Zukunft sein.

Die Stadt München ist in der Pflicht – auch klar

All die obigen Zahlen zeigen: Zuschüsse und Kosten im zum Teil dreistelligen Millionenbereich werden von vielen Einrichtungen verursacht. Der TSV 1860 als Münchner Verein mit über 25 000 Mitgliedern hat ein Recht darauf, ein ausgebautes Sechzgerstadion zu vertretbaren und vernünftigen Konditionen mieten zu können.

Ein Fußballfan und seine Bedürfnisse nach Unterhaltung ist nicht weniger Wert, als die oberen zehntausend die sich ein Ticket für die Staatsoper leisten können.

Der TSV 1860 München hat meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten

Meiner Meinung nach hat der TSV 1860 derzeit genau zwei Möglichkeiten: Den Umbau des Sechzgerstadions zu forcieren und in wenigen Jahren in einem komplett ausgebauten Schmuckstück in der Stadt mit vernünftigen Bewirtungs- und Vermarktungsmöglichkeiten zu spielen.

Oder aber weiterhin Luftschlösser im Umland zu planen. Die deutlich teurer werden, die niemand finanziert – und die viele Löwenfans schlicht und ergreifend nicht haben wollen.

Weil sie – ach das muss man so deutlich sagen – aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Weil sie Sechzig München in Giesing sehen (wollen). Und dafür auch bereitwillig jetzt schon am Standort Giesing exorbitante Ticketpreise zahlen. Im in die Jahre gekommenen Sechzgerstadion mit all seinen Macken und Schönheitsfehlern.

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