Warum es bei uns dieses Jahr eine normale Kreuzfahrt statt der Heavy-Metal Kreuzfahrt „70000 Tons of Metal“ geworden ist.
In diesem Artikel geht es nicht darum, die 70000 Tons of Metal schlecht zu machen. Ganz im Gegenteil. Ich habe diese Kreuzfahrt fünf Mal mitgemacht. Genauer gesagt vier Mal die „70 000 Tons of Metal“ und einmal die „Barge to Hell“. Die wurde damals vom selben Veranstalter auf dem (damals) selben Schiff veranstaltet.
70000 Tons of Metal – meiner Meinung nach die beste Heavy-Metal Kreuzfahrt
Ich halte diese Metal-Kreuzfahrt auch nach wie vor für eine sehr geile Sache. Vor allem für uns Deutsche / Europäer. Im Winter dem schlechten Wetter hier entfliehen.Ein paar sonnige Tage, mit sehr guter Live-Musik und der Option, danach noch ein paar Tage auf einer Insel vor Ort oder in Florida zu verbringen. Klingt super und ist es auch. Für mich von den angebotenen Kreuzfahrten auch von der Kombination Reiseziele / Bands ganz klar die Beste Heavy Metal Kreuzfahrt.
Früher war alles besser? Meiner Meinung nach zumindest die 70 000 Tons of Metal
Dennoch habe ich die Kreuzfahrt 2015 zum letzten Mal mitgemacht. Warum? Hier kommen einige Faktoren zusammen. Zum einen fand die 70 000 Tons of Metal bis einschließlich 2014 auf der „Majesty oft the Seas“ statt. Jedes Jahr traten rund 40 Bands auf und es war Platz für 2000 Metalheads. Meiner Meinung nach der perfekte Rahmen.
Ab 2015: Größer ist nicht gleich besser
Im Jahre 2015 fand die Metal-Cruise zum ersten Mal auf einem größeren Schiff statt. Aus 40 Bands wurden 60 Bands, aus 2000 Besuchern wurden 3000 Besuchern.
Das ist natürlich für ein Metal-Festival immer noch lächerlich wenig. Den „gemütlichen“ Rahmen hat es dadurch meiner Meinung nach jedoch verloren. Fand ich z.B. auf den ersten Schiffen meine Reisegruppe auch so immer ohne Probleme vor einer der Bühnen oder an einer Bar, so hat das dann nicht mehr so gut geklappt. Die Bands wurden zwar mehr, aber das Billing insgesamt dadurch nicht besser.
Teurer ist erst recht nicht gleich besser…
Auch bei den Preisen hat sich – deutlich spürbar – einiges getan. Waren es im ersten Jahr bei der günstigsten 4-er Kabine noch 666,- Dollar zzgl. knapp unter 300,- Dollar an Steuern, Gebühren und Trinkgeldern, so sind es 2023 pro Person 966,- Dollar. Zuzüglich 464,- Dollar an Steuern und Gebühren.
Unter 1400,- Dollar pro Person ist die Kreuzfahrt nicht mehr zu machen, 2012 ging es noch für unter 1000.
Für uns als Pärchen wären es in diesem Jahr der günstigsten 2er-Kabine 1366,- zzgl 464,- Dollar je Person gewesen. 3660,- Dollar als Paar für vier Tage Kreuzfahrt bzw. ein Metal-Festival ist natürlich auch eine Hausnummer. Für uns letztlich zuviel.
Dass sich alle Preise ohne Flug nach Miami bzw. Fort Lauderdale verstehen und das noch dazu kommt, ebenso wie ein Hotel für die ersten Tage zum Akklimatisieren / Jetlag verdauen versteht sich leider von selbst.
Auch der Dollarkurs hat sich nicht zum Guten entwickelt
Zu allem Überfluss hat auch der Dollarkurs nicht dazu beigetragen, dass die Kreuzfahrt halbwegs günstig bleibt. Konnten wir 2012 noch mit 1 Euro = 1,30 Dollar rechnen, so ist es derzeit bei nahezu 1:1. Was zu viert vor zehn Jahren noch für rund 650,- Euro je Person ging, kostet in diesem Jahr rund 1400 Euro. Ein deutlicher Unterschied.
Nicht mehr viel neues bei den Reisezielen
Auch wenn die angesteuerten Häfen bzw. der Hafen (jedes Jahr einer) für die meisten wohl am unwichtigsten ist, ich sehe gerne etwas Neues. Die Schiffe sind hier in ihrer Reichweite logischerweise beschränkt. Kuba darf nicht angefahren werden, bleiben also Mexiko, Grand Cayman, Grand Turk Island, Jamaika, Haiti, Bahamas. Einige wurden bereits mehrfach angefahren. Das ist zugegebenermaßen Jammern auf höchstem Niveau, macht aber das Gesamtpaket nicht mehr attraktiver.
Zusätzliches Risiko: Corona
Auch wenn Corona zum Glück viel von seinem Schrecken verloren hat, ein Kreuzfahrtschiff ist immer noch ein Ort an dem potenziell mehr Infektionen stattfinden können. Es gab ja erst vor einigen Wochen noch einmal einen großen Ausbruch. Ein Kreuzfahrtschiff kombiniert mit vielen, vielen Konzerten dürfte vermutlich nicht gerade sicherer sein. Wer viel Geld für eine Reise ausgibt, möchte dann eher nicht krank auf seiner Kabine liegen.
Lange Unsicherheiten bei den Bands
Auch dass viele der Bands vom Veranstalter erst sehr, sehr spät bekannt gegeben wurden machte die Reise nicht attraktiver. Das dachten sich wohl auch einige andere. Als ich diesen Bericht schreibe, sind noch einige Kabinen buchbar. Ansonsten war das Schiff meines Wissens immer ausgebucht.
Dieses Jahr trotzdem nah dran, die Reise zu buchen
Trotz allem war ich dieses Jahr nah dran, die 70000 Tons of Metal noch einmal zu buchen. Weil ich nach den Jahren der Pause mal wieder richtig Bock hatte. Weil ich endlich mal wieder eine Fernreise im Winter machen wollte.
Letztlich ist es dann dieses Jahr statt der 70000 Tons of Metal eine Buchung für eine ganz normale Kreuzfahrt geworden. Das hätte ich früher übrigens kategorisch ausgeschlossen, aber die 70 000 Tons of Metal haben uns auf den Geschmack für „normale Kreuzfahrten“ gebracht.
So haben wir 2019 unsere erste „normale“ Kreuzfahrt gemacht (Bericht hier) und diese dann zusammen mit dem (aller) letzten Slayer-Konzert (Bericht hier) in Los Angeles verbunden. Kurz darauf kam Corona… aber das ist eine andere Geschichte.