Brief von Thomas Fechner an Ismaik, Stimoniaris & Dr. Thomas Schummer

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Offener Brief an

Hasan Ismaik,
Saki Stimoniaris,
Dr. med. Thomas Schummer,

Verehrte Herrschaften,

ich schreibe diese Zeilen ganz bewusst direkt an Sie, weil ich ehrliches Interesse an Ihrem Standpunkt habe bevor ich am 30. Juni auf der Mitgliederversammlung die Entscheidung treffe, für wen ich meine Stimme abgebe.

Ich habe die Möglichkeit, wahlweise für oder gegen das aktuelle Präsidium zu stimmen. Stand jetzt bestätige ich das Präsidium – einfach weil mir die Handlungsweise logisch scheint und ein konkretes Ziel mit einem schlüssigen Plan verfolgt wird. „Konsolidierung durch Schuldenbremse und vernünftiges Wirtschaften“ ist ein Konzept, das kurzfristig frustrierend klingt, wenn man die Aktivitäten der Mitbewerber auf dem Transfermarkt in Augenschein nimmt. Ich sehe im Moment allerdings auch keine Alternative.

Sie – und mit Ihnen viele Fans! – sitzen ganz offensichtlich einem grundlegenden Irrtum auf: Geld schießt keine Tore! Mehr Geld für einen besseren Kader ist kein gelöstes Ticket in die nächste Liga, das mussten wir Löwen doch erst unlängst bitter erfahren!

Herr Ismaik,

bei allem Respekt vor Ihrem finanziellen Engagement bei den Löwen: Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Handeln eigentlich?

Ich meine diese Frage vollkommen ernst, denn weder ich noch die wenigen Ihrer Befürworter, mit denen ich mich – sehr friedlich und konstruktiv im Übrigen! – persönlich unterhalten habe, haben darauf eine konkrete Antwort. Sie haben Geld in die Hand genommen und in die Löwen investiert, ich vermute mit der Hoffnung auf Gewinn. Das halte ich im Übrigen für absolut legitim, Sie sind nun einmal Geschäftsmann und wir reden von sehr viel Geld! Nun erwies sich das Unterfangen jedoch als etwas … „problematisch“, bis auf den letzten Präsidenten vor Robert Reisinger ist jeder vor Ihnen davongelaufen und Cassalette hat Sie schalten und walten lassen. Das Ergebnis ist bekannt, 22 Millionen Verlust und der direkte sportliche Abstieg in die Drittklassigkeit in nur einem Jahr waren die Folge. Was haben wir draus gelernt? „Geld schießt keine Tore!“

In Anbetracht ihres finanziellen Einsatzes gestehen Ihnen sehr viele Fans den Fehler zu, „auf die falschen Leute gehört zu haben“. Dabei verkennen die Meisten den Unterschied zwischen „geliehen“ und „geschenkt“! Sie haben nicht mit ihrem eigenen Geld gezockt, gespielt und den Abstieg herbeigeführt, die Zeche für diese – ihre! – letzte Party in der 2. Liga bezahlt der Verein – und somit langfristig die Menschen, die ihm eine Existenzberechtigung verschaffen: Die Fans!

Solche Fehler dürfen einem cleveren Geschäftsmann mit einem Milliardenvermögen nicht passieren, aber nun sind sie eben passiert. Als sich Cassalette dazu entschloss, das Handtuch zu werfen, nahm Ihnen die eingesprungene Vereinsführung wörtlich die Zügel aus der Hand. Die logische Konsequenz, nachdem Sie selbst von Fußball offensichtlich keine Ahnung haben und auch bei der Auswahl Ihrer Berater mit – vermeintlicher! – Ahnung von Fußball kein glückliches Händchen beweisen konnten!

In der Folge haben Sie Ihre „Herzensangelegenheit“, der Sie kurz davor noch ein Stadion mit Löwengehege bauen wollten (was ist daraus eigentlich geworden?), nahezu kommentarlos in die sportliche Bedeutungslosigkeit der Regionalliga durchreichen lassen. „nahezu“, Ihr einziger Kommentar dazu war eine „4“. Warum? Was haben Sie sich davon versprochen?! Mehr Mitspracherecht? Wozu?! Sie hatten jede Menge Mitspracherecht in der Saison davor, das Ergebnis ist bekannt! Eine Stellungnahme hierzu? Fehlanzeige! Ganz im Gegenteil, Sie ziehen sich bis auf weiteres zurück und lassen zumeist andere für sich sprechen. Zum Beispiel Herrn Saki Stimoniaris.

Sehr geehrter Herr Stimoniaris,

ich gebe zu erst seit Kurzem Ihren Namen zu kennen – konkret seitdem Sie sich als Präsidentschaftskandidat dem Verwaltungsrat angeboten haben.

Nun bin ich wahrlich kein Hardliner und renne niemandem blind hinterher, meine Vereinsliebe hängt nicht an einem bestimmten Präsidenten! Also habe ich mir gerne angehört, was Sie seither vorzubringen hatten – und das Ergebnis ist für mein persönliches Empfinden absolut niederschmetternd! Sie halten sich für „den besseren Präsidenten“ – das ist logisch und Ihr gutes Recht, doch was wäre Ihr Plan?! Hinter jedem Interview mit Ihnen bleiben nur große Augen und Fragezeichen zurück. Sie offenbaren extreme Lücken in der Vereinsgeschichte („das Grünwalder Stadion hat uns nie gehört!“ – SZ vom 7.3.), kennen selbst nicht den Unterschied zwischen „geliehen“ und „geschenkt“ („Hasan hat den Löwen 70 Millionen geschenkt“ – SZ vom 7.3.), schwammiger Kritik („dieses Präsidium kriegt nichts auf die Reihe und hat keinen Plan!“ – AZ 8.3.), machen offensichtlich haltlose Versprechungen („mein Netzwerk würde sofort Sponsoren finden“ – AZ vom 19.3. & „Kein Spieler muss um seinen Platz bangen“ – AZ vom 2.5.) und als einzigen konkreten Plan, weiteres Geld von H. Ismaik anzunehmen – sprich: Den Schuldenberg, auf dem die Löwen sitzen, noch um ein paar Höhenmeter zu ergänzen. Zeitgleich halten Sie Ihr Gesicht in jede Kamera, um über die Unfähigkeit des Präsidiums und den ungerechten Umgang mit H. Ismaik zu philosophieren, um wenige Tage später von „mehr Geschlossenheit und der Schädlichkeit von Nebenkriegsschauplätzen“ zu schwadronieren.

Meinen Sie das eigentlich tatsächlich ernst? Ich sage Ihnen ganz im Vertrauen: Sie machen in dieser ganzen Angelegenheit eine sehr schlechte Figur. Ich hätte es für deutlich schlauer erachtet, wenn Sie beispielsweise über ihr enormes Netzwerk erst einmal im Interesse des Vereins gehandelt und neue Sponsoren und Unterstützer akquiriert hätten – dann hätten Sie eine vernünftige Diskussionsgrundlage für eine mögliche Präsidentschaftskandidatur geschaffen!

Nun haben Sie gerade erst das NLZ-Namensangebot von unserem Hauptsponsor „die Bayerische“ abgelehnt und dafür (wieder einmal) weitere – selbstverständlich verzinste!!! – Darlehen von H. Ismaik ins Spiel gebracht. Ich vermute und hoffe, dass dieses Vorgehen selbst präsidiumskritischen Fans vor Fassungslosigkeit den Mund offenstehen lässt und sich das Thema „Saki for President!“ somit ein für allemal erledigt hat! Nehmen Sie es nicht persönlich, aber Sie haben so ziemlich alles unternommen, um von mir ganz sicher nicht gewählt zu werden!

Und wenn wir schon beim Thema  „Miserable Öffentlichkeitsarbeit“ sind:

Sehr geehrter Herr Dr. Schummer,

Ihre Darstellung in der Öffentlichkeit sowie Ihre Aktivitäten in den sozialen Medien halte ich für beispiellos unsinnig. Würden Sie nicht auf einem Massenbrief an sämtliche Mitglieder bestehen, hätten Sie es vermutlich kaum geschafft, von den meisten Löwenfans überhaupt wahrgenommen zu werden. Und selbst das hat mein Interesse noch nicht über Gebühr geweckt. Hellhörig bin ich geworden, als ich über Ihren Plan gestolpert worden (!) bin, zum Trainingsauftakt der Mannschaft am Trainingsgelände gegen das Präsidium zu demonstrieren. Auch an Sie richte ich an dieser Stelle die ehrlich gemeinte Frage: Was für ein Ziel verfolgen Sie? Was ist Ihr Plan, um unseren TSV möglichst schnell wieder finanziell gesund und höherklassig zu sehen?

Ich vermute, Sie werden die Antwort auf diese Frage hier genauso „geschickt“ ignorieren wie überall sonst auch, aber tun Sie sich selbst einen Gefallen: Lassen Sie die Mannschaft aus dem Spiel! Die Spieler sollen sich auf den Fußball konzentrieren, das kommende Jahr in der dritten Liga wird ein verdammt heißer Tanz – da ist Vereinspolitik am Spielfeldrand einfach nur Fehl am Platz und der Kader als Spielball für persönliche Eitelkeiten denkbar ungeeignet! Diese Aktion ist ein derartiger Rohrkrepierer, dass sich offensichtlich nicht einmal der bekannte Blog24 dafür begeistern kann, der mit 1860 einfach nur eine große Plattform für Onlinewerbung unter dem Deckmantel miserabler, einseitiger und strafrechtlich zumindest grenzwertiger Alibi-„Berichterstattung“ gefunden hat.

Meine Herren, diese Fragen brennen mir ehrlich unter den Nägeln! Mir und etlichen anderen, die nonstop nur hören, wie auf das aktuelle Präsidium eingeschlagen wird, ohne dass brauchbare Vorschläge gemacht werden, wie es besser laufen kann.

Eine Wahl gewinnt man nicht, indem man des Königs neue Kleider aus 1001 Nacht durch die Menge trägt. Es sieht immer mindestens einer, dass er keine Kleider trägt. Und dann sehen es auch nach und nach alle anderen.

Ich bin gespannt darauf, was die kommenden verbleibenden 13 Tage mit sich bringen werden und verbleibe

mit sportlichen Grüßen

Thomas Fechner

Löwenfan mit Dauerkarte seit 1993 (außer AA)
Jahrelang passives Mitglied Fußballabteilung
Jahrelang aktives Mitglied Boxabteilung

Anmerkung: Der Brief wurde zuerst im http://www.loewenmagazin.de veröffentlicht. Er wurde 22 mal geteilt und über 500 mal geliked.

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