1. FC Magdeburg – TSV 1860 München am 24.08.2019, 5:1
Magdeburg – die dritte Auswärtsfahrt mit 1860 im Rahmen meines BahnCard 100 – Experiments stand an – mit zu wenig Schlaf weil es am Vorabend noch spontan zu Metallica ging (wenigstens hattte es sich gelohnt) – aber Dank eben der erwähnten Bahncard nicht im stattfindenden Sonderzug – wobei ich mich für den ohnehin zu alt (und nüchtern) fühle.
Als ich in der U-Bahn zum Hauptbahnhof auf der Bahn-App nur das richtige Gleis suchen wollte, stolperte ich darüber dass ich sogar einen Zug 15 Minuten eher wie geplant erwischen, dadurch aber eine ganze Stunde eher in Magdeburg sein würde.
Also beschloss ich kurzerhand Brüderchen und Frau wenigstens auf der Hinfahrt in Ruhe zu lassen und bestieg spontan den ICE 602 in Richtung Hamburg Altona. Da ich gleich nach dem Einsteigen im ersten Wagon sitzen blieb und Bilder und Videos vom Konzert sichtete, hatte ich nicht einmal geschaut ob andere Bekannte im Zug sind – musste ich aber nicht:
Wenn man sich auf eines bei der Bahn verlassen kann, dann darauf dass irgendwas nicht klappt und so war es auch diesmal: Wegen irgendeinem technischen Effekt ging es nicht weiter als bis zu einem außerplanmäßigen Halt in Kinding im schönen Altmühltal.
Schöner Nebeneffekt: Es gab ein lautes Hallo beim aussteigen weil doch viele Bekannte im gleichen Zug waren, mit denen ich zum Teil schon seit 25 Jahren auswärts fahre – weniger schön jedoch, dass der Zug nicht weiter fahren konnte.
Glücklicherweise ging 15 Minuten später jedoch von Kinding ein Regionlzug nach Nürnberg, wo wir dann genau wieder den ICE erreichen sollten in dem Bruder und Frau saßen – ok, das hätte ich auch leichter haben können.
Die meisten Löwenfans entschieden sich für diese Alternative, einige blieben jedoch sitzen und warteten auf den versprochenen Ersatzzug der Deutschen Bahn AG – der kam aber tatsächlich und sie „nur“ mit zwei Stunden Verspätung in Magdeburg an und verpassten vielleicht die ersten 10 Minuten vom Spiel. Glück im Unglück nennt man das – die Alternative „Umsteigen“ erschien und erscheint mir auch beim schreiben dieser Zeilen immer noch sinnvoller.
Wir waren mit einem Umstieg in Bitterfeld in einen Regionalzug, der an so vielversprechenden Orten wie „Güterglück“ hielt eine gute Stunde vor Anpfiff in Magdeburg und wurden von ein paar Graffitis erst einmal freundlich empfangen.
Erinnerungen wurden wach an das einzige Spiel, welches mir noch heftiger als Offenbach – Mannheim am Vatertag in Erinnerung geblieben ist: 2001 war ich bei Magedeburg gegen den BFC Dynamo Berlin – wir versprachen uns ein stimmungsvolles Spiel und landeten in Kriegsähnlichen Zuständen.
Mit einer kleinen Gruppe bestehend aus zwei Frauen und vier Männern ging es zum Stadion, auf dem Weg dahin trafen wir drei Löwenfans die kurz davor von Magdeburgern ab- bzw. ausgezogen worden waren – und landeten mit denen dann genau hinter der Heimkurve. Yep, das kann schief gehen – ging es in diesem Fall aber nicht.
Wäre vor allem bei den erwähnten dreien echt bitter gewesen zweimal hintereinander Ärger zu haben – wobei ich ja ohnehin für die Leute die friedliche Fußballfans angreifen nur Verachtung übrig habe. Egal ob in Mannheim (also kein rein ostdeutsches Phänomen) oder in Magdeburg – wer friedlichen Fans ihre offiziellen Fanartikel in Überzahl klaut, ist einfach nur ´ne erbärmliche feige Sau.
Unbeschadet erreichten wir das seit damals komplett neu gebaute Stadion der Magdeburger bzw. den Gästeblock – und ich hab mich einmal mehr gefragt, was die den Jungs dort früher eigentlich ins Futter getan haben: Die Securities dort schauen aus wie die Masters-of-the-Universe-Figuren mit denen wir früher gespielt haben, nur stärker tätowiert, zum Teil auch in Hals und Gesicht. Hab ich jetzt persönlich kein großes Problem damit, aber ich kann mir gut vorstellen dass sich da nicht jeder gut beschützt fühlt.
Weil die Magdeburger Arena gerade umgebaut wird, befindet sich der Heimblock derzeit neben dem Gästeblock, beide Blöcke sind durch einen kleinen Pufferblock & Sichtschutz getrennt. Trotzdem gab es auf einmal Aufregung an den Blöcken – Magdeburger waren aufgetaucht vermutlich um Fahnen zu zocken. Nach dem auftauchen der vermummten Polizei-Einheiten beruhigte sich die Lage wieder.
Das Magdeburger Stadion ist ein echtes Schmuckkästchen und hat ein stimmgewaltiges Heimpublikum – wobei mich persönlich die Lautsprecher-Anlage für den Einheizer nervt, wobei das ja eigentlich auch nur eine logische Weiterentwicklung des Megaphons ist – aber die mag ich ja auch nicht, dafür bin ich einfach zu sehr Oldschool.
Das ändert aber nix daran, dass ich für das was unser Block heute – vor allem mit der Sonderzugbesatzung und eben den Einheizern am Megaphon – abgeliefert hat vom allerfeinsten war: Über das sportliche möchte ich an dieser Stelle einfach den Mantel des Schweigens hüllen, das ist ja ohnehin schon bis zum erbrechen durchgekaut worden – aber ein Löwenblock, der die Mannschaft 90 Minuten unterstützt und ihr nach einer 1:5 – Klatsche noch den Sechzgermarsch singt – das ist einfach nur Weltklasse und ich hoffe, die Videos verschaffen einen kurzen Einblick davon:
A propos Videos: Falls es noch nicht aufgefallen ist: ich filme die Kurve entweder aus großer Entfernung oder aber von hinten – so kommt die Stimmung gut rüber, aber die Privatsphäre des einzelnen bleibt respektiert. Strittige Szenen wie z.B. der Ärger am Anfang mit den Magdeburgern werden von mir grundsätzlich nicht gefilmt, geschweige denn ins Netz gestellt.
Nachdem die Mannschaft verabschiedet war feierte der Löwenblock sich noch lange selbst im Gästeblock, während sich das restliche Stadion leerte. Da der Weg zum Bahnhof immer an der Heimkurve vorbei führt, errichtete die Polizei eine Sperre für alle Zugfahrer und brachte diese dann in einem 45-minütigem Fußmarsch zum Bahnhof – wir verabschiedeten uns vorzeitig, weil unser Zug ein paar Minuten eher ging, aber auch das war für die überaus korrekte Polizei in Magdeburg kein Problem.
Nach einer kurzweiligen Fahrt im Regionalzug nach Bittefeld mit ein paar wirklich netten Magdeburgern und einem sehr coolen Schaffner der früher selber mit Leipzig etwas heftiger unterwegs war, erreichten wir ohne große Probleme den ICE nach München.
Dass in diesem mehrere Wagons wegen einer defekten Klimaanlage ausfielen ist im großen DB-Pannenreport genau wie hier nur eine Randnotiz wert.
Bis nächsten Freitag in Chemnitz,
Stephan Tempel