Leserbrief von Bernhard Leitner zur Lage beim TSV 1860

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…aus der Reihe „Leserbriefe an die Blaue, die dort niemals veröffentlicht wurden“…

Hallo lieber Oliver, hallo werte Leser dieser Seite

wie von dem Herausgeber gewünscht, werde ich nun in diesem Leserbrief meine Sicht auf den TSV 1860 darlegen.

Wie stellt sich diese nun in diesen schweren, wenn nicht schwersten Zeiten, die es je beim TSV München von 1860 e.V. bzw. bei der TSV 1860 GmbH & Co. KGaA gab dar? In erster Linie bin ich, wie vermutlich viele andere auch, stolz Fan dieses einzigartigen Vereins zu sein. Ich bin schon zu Bayernligazeiten mit vielen anderen in Nester wie Vestenbergsgreuth, Helmbrechts oder Plattling gefahren war in bei Aufstiegsspielen in Neunkirchen, Pforzheim, Kassel, Meppen, oder in CL-Quali gegen Leeds uvm.. Die älteren Leser werden ebenfalls, auf genau diesen Grounds die Mannschaft des TSV 1860 unterstützt und gefeiert haben, so es denn was zu Feiern gab. Und da wir im Gegensatz zu anderen Vereinen eher selten einen wirklichen Grund zum Feiern hatten haben wir diese Anlässe meist exzessiv gefeiert, genauso wie den Aufstieg aus der Regionalliga im Jahr 2018.
Ich liebe diesen Verein mehr als das meiste andere in meinem Leben, und bin daher froh, daß nach vielen Jahren, in denen wir Vereinsführungen hatten wo ein Luftschloßarchitekt dem Nächsten die Klinke in die Hand gab, endlich Menschen an der Spitze des e.V. stehen die, nicht das Blaue vom Himmel erzählen, nur damit ihnen jeder wohlgesonnen ist, sondern charakterstarke Personen, die nicht mit sich Schlitten fahren lassen und brav Männchen machen bloß weil ein Investor, ohne dessen Einstieg wir genau dort gelandet wären, wo er uns im Jahr 2017, weil er dem Irrglauben, in der Regionalliga gälte die 50+1 Regelung nicht, aufgesessen ist, hinbrachte, aus persönlicher Eitelkeit heraus Bockt wie ein kleines Kind.

Wieder in Giesing Fußballfeste zu Feiern ist einerseits für mich ein in Erfüllung gegangener Traum, den ich schon fast Aufgegeben hatte, das liegt weniger am Stadion, als an Giesing selbst. Wenn man wie ich vom Dorf mit der S- und U-Bahn in die Stadt fährt, und dort die belebten Strassen und Kneipen vor den Spielen als Kind und Jugendlicher erlebt hat und auch die Tristesse um die beiden anderen Spielstätten herum, nach den jeweiligen Umzügen (OLY/AA), kennt versteht vielleicht was ich meine. An das Flair von Giesing kommt in Fußballdeutschland nicht viel hin. Daß die Stadt das Stadion mit einer Kapazitätsbegrenzung belegt hat, und es Teilweise kaputtrenoviert hat, daran kann man im Moment leider nicht viel ändern. Aber ich bin froh, daß es trotz der Abrißpläne die ja schon vorhanden waren immer noch steht. Hätten wir in der Allianz-Arena bleiben müssen würden wir dort vermutlich vor höchstens 4000 -5000 Fans spielen, von denen aber wahrscheinlich 2000 – 3000 Gäste wären. sind wir also froh, daß wir dort Spielen können.

Andererseits ist natürlich der Absturz, den der Investor durch seine unhaltbaren Forderungen, die sich vom e.V. nicht umsetzen ließen, weil sie gegen DFB/DFL Regularien vertoßen hätten, initiiert hat, und recht hämisch mit einer SMS, deren Text aus genau einer Zahl bestand, nämlich 4, gegenüber der Süddeutschen Zeitung kommentierte, ein aus sportlicher Sicht, unfassbares Unglück.
Dies zu reparieren hat unter tatkräftiger Mithilfe von uns Fans genau eine Saison gedauert. Denn in die dritte Liga, wo wir uns nun wieder, bzw. immer noch, weil wir die Klasse gehalten haben, befinden, wären wir ja mit dem teuersten Kader und dem teuersten Trainer der zweiten Liga 16/17 mit zwanzig Millionen € Schulden mehr als wir sowieso schon hatten eh abgestiegen.

Ich bin Robert Reisinger, Hans Sitzberger und Heinz Schmidt für den beharrlich verfolgten Kurs, den Insolvenzvermeidungsexperte und zeitweiliger Geschäftsführer der KGaA Fauser, nach dem Totalabsturz von Investors Gnaden, ausgegeben hatte, dankbar. Nie wieder darf es passieren, daß die Lizenz der ausgegliederten Fußballtochter in Gefahr gerät. Nach 1982 und 2017 darf so etwas kein drittes mal passieren. Daß das nicht passiert, kann nur über vernünftiges Haushalten mit den vorhandenen Mitteln erreicht werden. Die Lizenzauflagen sind schwer genug Einzuhalten.
Leider scheint der Investor oder der Ausichtsratsvorsitzende oder Beide das anders zu sehen, denn sämtliche Vorschläge der Geschäftsführung, in Persona Hr. Scharold, zur Verbesserung der finanziellen Situation der KGaA (Sponsoring, Genußscheine mit Sofortzahlung, temporäre Rückführung NLZ) wurden von dieser Seite anscheinend abgelehnt. Strafzahlungen für ein vom Investor nicht rechtzeitig in Genußscheine umgewandeltes Darlehen kommen erschwerend hinzu. Und nun scheint ein weiteres Sponsoring des Hauptsponsors, Die Bayrische, von Hr. Stimoniaris oder dem Investor ebenfalls abgelehnt zu werden. Das kann ich leider überhaupt nicht verstehen. Da will ein Sponsor, der das eigentlich nicht müsste, der KGaA Geld schenken, und anstatt danke zu sagen und das Geld zu nehmen, passiert von dieser Seite (Stimoniaris/HAM) gar nichts. Warum? Ich verstehe das nicht. Wenn ich in einer Notsituation, und in der befindet sich die TSV 1860 GmbH & Co. KGaA, Geld, daß mir sofort weiterhelfen würde, angeboten bekäme und es nicht einmal zurückzahlen müsste, würde ich dem Gönner, wer auch immer das wäre, die Hand schütteln, danke sagen, und das Geld sofort so einsetzen, daß es mir weiterhilft.
Die aktuelle finanzielle, und sportliche Situation, dem aktuellen Präsidium in die Schuhe zu schieben, wie es oft gemacht wird, schlägt hier dem Faß den Boden aus. An dem sogenannten Konsolidierungskurs haben die Vorgänger, allen voran das Duo Casalette (Präsident) Power (Geschäftsführung) die Schuld.

Ich war, vor allem in der Zeit als Casalette Präsident war, oft so sehr mit Fremdschämen über handelnde Personen in der KGaA beschäftigt, daß es mir heute noch die Schamesröte ins Gesicht treibt, wenn ich darran zurückdenke. Erinnert ihr euch noch an den Presseboykott? Weil der Münchner Boulevard ja nur Lügen über den TSV geschrieben hätte? Hinterher hat sich Rausgestellt, daß tatsächlich nicht die Presse es war die Blödsinn verzapft hat, sondern ganz jemand anders. Erinnert Ihr Euch noch an „We go to the Top“? Was ist tatsächlich passiert? We went to the bottom and beyond, my friends. Erinnert Ihr euch noch an die Versprechen vom eigenen Stadion und dem Löwenzoo? Darüber lacht heut noch jeder Nichtsechzger in meinem Freundeskreis.

Wenn wir den langen steinigen Weg, der Konsolidierung nicht konsequent weitergehen, knippst uns irgendwann der DFB das Licht aus, weil wir uns, nicht nur nicht weiter verschulden dürfen, sondern die Schulden sogar abbauen müssen. Den Versuch sportlichen Erfolg mit der Brechstange (sprich teure Spieler auf Pump) zu erzwingen, wird es beim TSV unter dieser, meiner Meinung nach weisen, Führung von Reisinger, Sitzberger und Schmidt nicht geben, daß muß jedem Klar sein.
Natürlich ist sportlicher Erfolg toll, ihn aber um jeden Preis und mit Geld, daß man nicht hat, erzwingen zu wollen, was nun auch wieder viele fordern, hat uns doch erst in diese Situation gebracht. Denkt bitte darüber nach, worum es Euch wirklich geht. Ist es der Erfolg auf Pump, der ja gar nicht garantiert werden kann, egal wieviel Kohle fließt, und dessen Mißerfolg möglicherweise größere Risiken birgt als Konsolidierung, oder ist es eine gesundete KGaA, die vielleicht erst in ein paar Jahren wieder ernsthaft um die Aufstiegsplätze in die zweite Liga mitspielen kann.

Danke für die Aufmerksamkeit
So verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen,

B. Leitner

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