Kreator, Dimmu Borgir, Hatebreed und Bloodbath im Zenith in München, 07. Dezember 2018
Was für ein gigantischer Konzertmonat: Nach den ziemlich genialen Slayer-Konzerten in Madrid, Barcelona und München sollte gleich der nächste Kracher ins Haus stehen, ebenfalls mit einer Band als Headliner die mich schon sehr, sehr lange und intensiv begleitet: Kreator – und die hatten auch noch Dimmu Borgir, Hatebreed und Bloodbath mit im Gepäck, das ganze als „The European Apocalypse“ -Tour.
Am 17.12.1990 – also vor bald 28 Jahren – sah ich im zarten Alter von 13 Jahren mein erstes großes Metal-Konzert überhaupt: Kreator, damals zusammen mit Death in der (alten) Theaterfabrik in München, Kreator war damals mit der „Coma of Souls„-Tour unterwegs. Rund sechs Jahre später lies ich mir meine dritte Tätowierung stechen: Waren die ersten beiden noch welche, die meine Verbundenheit zum TSV 1860 ausdrückten, so sollte Tattoo Nummer drei eine Schlachtszene rund um´s Bein darstellen, ausgesucht hatte ich mir dafür das Cover von der „Endless Pain„-LP von Kreator.
Neben sehr vielen extrem geilen Konzerten – rausragend an dieser Stelle natürlich die Konzerte auf der „Majesty of the Seas“ bei der „70000-Tons-of-Metal„ Heavy-Metal – Kreuzfahrt – irgendwo auf hoher See in der Karibik – hatte ich Kreator auch einen dezenten Tinnitus zu verdanken: Das Konzert in der Tonhalle am A.C.A.B.-Tag (13.12.) 2014 u.a. mit Arch Enemy und Sodom als Vorgruppe war dermaßen laut, dass ich mich in der kommenden Woche in Behandlung gab, weil das lustige Pfeiffen und Fiepen im Ohr gar nicht mehr aufhören wollte… ein gutes halbes Jahr später – ich hatte zwischenzeitlich das persönliche Streßlevel auch deutlich reduziert – waren die Pfeiffgeräusche dann verschwunden und wenn sie heute wieder auftreten, ist es ein gutes Zeichen um etwas langsamer zu machen.
Genug davon: Da wir personell derzeit wieder etwas dünn besetzt sind hatte ich mich schon damit abgefunden „Bloodbath“ zu verpassen – aber wenig begeistert, als ich das Zenith um 19:30 Uhr betrat um gerade mal noch drei Lieder von Hatebreed mitzubekommen. Shit, auf die hatte ich mich extrem gefreut – unzählige male schon gesehen, aber Live einfach immer gut. Ok, dann halt Hatebreed quasi nicht gesehen und die Pause vor Dimmu Borgir genutzt, um mich etwas im überraschend leeren Zentih umzusehen: Das hintere Viertel war mit Vorhang abgetrennt, dafür war dort wenigstens das mit der Garderobe gut gelöst und auch das Merchandising vor dem Vorhang hatte ausreichend Platz.
Da die Halle wie erwähnt nicht sonderlich gut gefüllt war, ging es ganz bequem zum Ende der Umbaupause bis vor in Reihe 5, in der es mich dann während Dimmu Borgir nicht sonderlich lange hielt: Ich mag ja Dimmu Borgir und ihre Studioalben, aber Live trifft das überhaupt nicht meinen Geschmack: Ich hatte das Gefühl dass 80% des Soundes eingespielt waren – dem Großteil in der Halle hat es offensichtlich ganz gut gefallen, aber für mich sah das einfach größtenteils nach Playback und „keinen Bock“ aus – gut, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Egal, der Hauptack sollte ja noch folgen: Kreator. Die Stimmung war schon ausgezeichnet, als – wie bei jedem Konzert dieser Tourreihe – „Run to the Hills“ von Iron Maiden lief – es sang fast die gesamte Halle mit. Dann wurde das Licht ausgemacht und es lief „The Four Horsemen“ – und auf dem schwarzen Vorhang erschien ein „Munich – Prepare to get Destroyed„-Schriftzug – Kreator eben.
Ich mag ja das düstere, schnelle und aggressive beim Trash-Metal, verstehe aber nicht so ganz warum Kreator dann zum Opener „Enemy of God“ mit einer Konfetti-Kanone anfangen – Konfetti sind für mich nicht wirklich Heavy Metal, aber gut – wollen wir mal nicht so sein: Kreator hatte ohnehin größere Probleme, nämlich mit dem Sound – bei Mille musste gleich mal die Gitarre ausgetauscht werden. Das sollte der guten Stimmung aber nichts anhaben können – „Hail to the Hordes„, „Awakening of the Gods“ – entweder wurden im Zenith fleißig Köpfe geschüttelt oder aber es ging im Moshpit gut ab – nicht zuletzt weil Mille schon beim dritten Lied eine „Wall of Death“ forderte.
Danach folgte „People of the Lie“ von meinem ersten Kreator-Album „Coma of Souls“ , danach „Gods of Violence“ und „Satan is Real“ – Kreator haben nach mittlerweile 36 Jahren Bandgeschichte einfach eine großes Arsenal an Liedern um ein wirklich gutes Konzert zu spielen. Lediglich etwas kurz war es heute, denn nach insgesamt 13 Liedern war das Konzert um kurz vor 23 Uhr schon wieder zu Ende.
Als Fazit würde ich sagen ein solides, sehr gutes Konzert aber nicht außergewöhnlich – aber da liegt die Messlatte nach all den Jahren, aber auch insbesondere nach den Konzerten der letzten Wochen auch sehr, sehr hoch.
Stephan Tempel