Als wir vor über einem Jahr eine Show von Illusionist Hans Klok im Deutschen Theater besuchten (den Bericht dazu findet ihr hier), wurde uns auf einer Plakatwand ebenda die traurige Nachricht überbracht: Die Mitglieder der EAV betten die wohl bekannteste Österreichische Satire-Pop-Gruppe bald zur letzten Ruhe und sagen zum Abschied im Deutschen Theater auch zu München „leise servus“.
Im April 2018 sicherten wir uns also unsere Plätze im Parkett und hatten beinahe ein Jahr Zeit uns zu freuen. Unvergessen unsere Freude als kleine Kinder, wenn uns der Plattenspieler die Hits von „Geld oder Leben“ über „Liebe Tod und Teufel“ bis hin zu „Neppomuks Rache“ um die Ohren gehauen hat. Danach hat zwar noch das eine oder andere Lied es bis zu uns schwermetallbelasteten Banausen geschafft, an diese Erfolge konnten die Jungs aus dem schönen Wien – zumindest waren sich darin alle, die dabei waren, einig! – nicht mehr anknüpfen!
Kaum, dass die Tickets knapp 11 Monate in der Schublade lagen und das Konzert die ganze Zeit über unfassbar weit in der Zukunft schien, fühlten wir uns doch schon beinahe überrumpelt, als es am 10. März 2019 soweit sein sollte: EAV life in Concert, in voller Besetzung und bei bester Gesundheit!
*Man kann das Deutsche Theater unweit des Stachus in München als Veranstaltungsforum nunmal mögen oder auch nicht, die Akustik ist seit dem 7 Jahre andauernden großen Umbau vor 2014 nahezu perfekt; Ganz gleich ob man sich ein Musical, eine Theateraufführung oder eben ein Konzert zu Gemüte führt. In allen 3 Fällen war ich bislang begeistert! Etwas weniger Begeistert war ich von der Tatsache, dass man aus „Brandschutzgründen seine Jacke an der Garderobe abgeben muss“ (zum Schnäppchenpreis von 2,50 € je Kleidungsstück!), aber ein einzelner Tropfen macht bekanntlich keinen Wermut.
Zu Beginn der Veranstaltung gingen die Lichter aus und der Ansager vom Theater wies gewohnt freundlich darauf hin, dass das Filmen sowie Fotografie mit Blitz während des Konzert ausdrücklich nicht gestattet ist! Finde ich super, gibt wenig Begleiterscheinungen bei solchen Veranstaltungen die ich vergleichbar nervig finde – dazu jedoch an anderer Stelle gerne mehr!
Als Intro trugen die beiden „Helferlein“ der Band (welche im Laufe des Abends noch öfter unterstützend und humoristisch eingriffen) einen Sarg auf die Bühne in dem der Sänger Klaus Eberhartinger drapiert lag. Aus dem Sarg steigend läutete er den traurigen Anlaß des Abends mit dem melancholischen Titel „Vorbei“ (natürlich auf den aktuellen Part umgedichtet!) ein und ließ sich dazu hinreißen, im schönsten Wienerisch eine kurze Rede auf den Abgesang der Politpop – Ikonen zu halten. Klaus ist jedoch ein geborener Entertainer, der es absolut versteht auch traurige Nachrichten mit flüsternden Geigen zu überbringen und dem Publikum den einen oder anderen Lacher zu entlocken.
Nach einem kurzen, etwas gedrückten Moment des Schweigens legte scheinbar jemand den Schalter um und die Jungs legten mit „Banküberfall“ los, dicht gefolgt von ein paar Nummern die ich zwar nicht kannte, die aber dennoch einen gewissen Unterhaltungswert hatten. Nach den „Heißen Nächten von Palermo“ wurde der wiener Schmäh etwas heruntergekürzt und musste ein paar ernsteren Themen rund um das aktuelle Weltgeschehen (USA-Präsident Trump, Religiöse, Fanatiker, religiöse Fanatiker, Rassisten und Spießbürger bekamen alle ihr Fett weg). Hätte nicht Hans Söllner den Begriff für sich geprägt, hätte man die folgenden Minuten gut mit „Nachdenkliches zum Schmunzeln“ beschreiben können!
…. und nachdem das Hauptaugenmerk der Show gerade auf Alphamännchen lag, die ihre Muskeln spielen lassen, lag schon in der Luft, als das Ensemble vollgas mit einem Medley aus „300 PS“ und „An der Copacabana“ durchstartete. Ab hier ging es Schlag auf Schlag weiter, von „Samurai“ und dem Sakrileg „Muaterl“ spielten sie sich übers „Neandertal“ bis zum „Sandlerkönig Eberhard“ weiter, die Schlagzahl wurde in den folgenden Minuten nicht vermindert – und um die Wahrheit zu sagen: Aus dem Gedächtnis könnte ich die Setlist nicht mehr wiedergeben!!
Was die Songauswahl angeht war unser Haufen etwas gespalten: Bei 40 Jahren Bandgeschichte ein „Best-of“ zu erstellen das jedem 100% schmeckt ist wohl unmöglich. Ich persönlich hätte mich über 2-3 weitere Perlen aus meiner bevorzugten Ära sehr gefreut („Tarzan und Jane„, „Wo ist der Kaiser“ und – für eine österreichische Combo mMn eigentlich Pflicht! – der „Würschdlstand“ hätten schon noch reingepasst!), aber das ist Geschmackssache und die Songauswahl war auch so super getroffen.
Die Zeit verging Buchstäblich wie im Flug, und 36 Lieder (und somit fast 2,5 Stunden später!) neigte sich der Abend seinem wohlverdienten Ende zu!
Fazit: Die „alten Herren“ haben es noch voll drauf, das Konzert war sein Geld wert.
Etwas schade finde ich, dass einige große Nummern in Medleys eingebaut und somit etwas heruntergekürzt wurden; Und dass erst mit viel Trara das Abschiedskonzert in München angekündigt wird, damit man sich später noch für mehrere Zusatzshows auf dem Tollwood in München buchen lässt ist mirr völlig unverständlich! Das deutsche Theater war meiner bunten Ansicht nach ein würdiger Rahmen im Gegensatz zu einem Zelt im Olympiapark. Dennoch wünsche ich allen, die hier Tickets ergattern konnten und im Deutschen Theater leer ausgegangen sind, von Herzen einen vergleichbar lustigen Abend!
Thomas „Tempelpiercer“ Fechner